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    Eine LEGO® Burg bauen: Wie unsere Designer dieses coole Set entwickelt haben

    Mit den Designern Milan Madge und Mike Psiaki in der Burg der Löwenritter

    Die größte LEGO® Burg aller Zeiten ist eine Liebeserklärung an ein klassisches Thema. Hier verrät das Design-Duo hinter den Zinnen einige Geheimnisse.

    Welche Inspiration hast du aus klassischen LEGO® Castle Sets bekommen?

    Milan Madge: Wir haben uns das Königsschloss (6080) genau angesehen, ein Löwenritter-Set, das 1984 von Niels Milan Pedersen entworfen wurde. Wir haben eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, welche der verschiedenen Clans und Sets die Leute am meisten lieben – und das stand ganz oben auf der Liste!

    Von da aus haben wir uns unsere persönlichen Favoriten mal angeschaut und überlegt, welche Funktionen uns als Kinder begeistert haben, um möglichst viele davon reinzupacken.

    Mike Psiaki: Die Burg, die uns beide wirklich inspiriert hat, war die Burg des schwarzen Ritters“ (Black Knight’s Castle) (6086) aus dem Jahr 1992. Die ist auch von Niels, der damals schon unser Burgexperte war! Sie bietet einige tolle Funktionen. Der Geheimeingang in unserem Set ist eine Hommage an den Eingang aus diesem Set, auch wenn er ganz anders gestaltet ist. Es gibt viele Elemente in diesem Modell, von denen wir uns inspirieren ließen oder die wir einfach direkt nachbauen wollten. Wir haben uns aber nicht nur von LEGO Burgen inspirieren lassen. Wir haben echte Burgen recherchiert, genau wie Niels es früher gemacht hätte. Dann haben wir uns gefragt: „Was könnten wir heute noch cooler machen, was damals technisch noch nicht möglich war?“

    Milan: Ein Beispiel dafür ist die Zugbrücke. In den alten Sets haben sie echt funktioniert, aber sie hatten eigentlich keine Funktion. Dank der größeren Größe dieser Burg konnten wir einen Burggraben einbauen und die Zugbrücken so gestalten, dass sie eher wie echte Zugbrücken aussehen.

    Welche echten Burgen und Schlösser hast du dir ganz besonders angesehen?

    Mike: Nur französische Schlösser, oder?

    Milan: Mike hat mich deswegen immer aufgezogen, aber eigentlich hat er recht. Wir haben uns Burgen aus dem 12. und 13. Jahrhundert in England, Wales und Frankreich angeschaut, um zu sehen, wie ihre Torhäuser funktionieren und wie sie mit ihrer Umgebung interagieren. Aber das sind alles normannische Burgen, also eigentlich französische.

    Normannische Burgen haben unglaubliche Geheimgänge, die sich super für Spielzeug eignen. Ich glaube, deshalb war die ursprüngliche LEGO Burgen-Reihe so ein Hit und so viele Leute haben so besondere Erinnerungen daran. Es war also klar, dass dieses neue Set daran anknüpfen sollte.

    Welche Funktionen waren für dich ein Muss und welche haben es letztendlich nicht in die Endauswahl geschafft?

    Mike: Einige unserer Lieblingssets sind die mit den wilden Waldbewohnern, also wollten wir unbedingt ein paar Verstecke für sie haben. Milan hat den Baum gebaut – wahrscheinlich das erste Teil, das für das Set entworfen wurde – und am Ende hatten wir viel mehr Verstecke für die Waldbewohner als geplant! Der ganze Keller ist jetzt quasi nur noch für sie.

    Was es nicht geschafft hat: Ursprünglich sollte vor der Burg ein ganzes Dorf stehen. Aber das war einfach zu groß, also gibt's jetzt nur die Burg und man kann sich seine eigene mittelalterliche Stadt dazu bauen.

    Das Set enthält eine Kuh und ein Lamm. Warum nicht die bei Fans so beliebte Ziege aus Überfall auf das Mühlen-Dorf (7189) von 2011?

    Mike: Schafe produzieren bessere Wolle! Aber Spaß beiseite: Wir hatten eine Diskussion über die Ziege, aber ... wir dürfen leider nichts verraten…!

    Im Gegensatz zu früheren Burgen hat dieses Set keinen offenen Innenhof. Warum?

    Milan: Wir wollten die Lücke zwischen echten Burgen und LEGO Burgen schließen. Bei unseren ersten Entwürfen gab es einen inneren und einen äußeren Hof, mit dem Dorf im Vordergrund, aber, wie Mike sagte, machte dies das Set zu groß. Also haben wir es etwas kleiner gemacht und uns darauf konzentriert, den inneren Burgfried zu perfektionieren.

    Mike: Was uns beiden an der Burg des Schwarzen Ritters so gut gefällt, ist, dass sie auf einer erhöhten Grundplatte gebaut ist, sodass der Innenhof sechs Steine höher liegt als die Umgebung. Wir wollten unbedingt, dass diese Burg auch erhöht auf einem Stück Land steht. Einerseits als Hommage an das frühere Set und andererseits, um das Ganze noch realistischer wirken zu lassen!

    Wir haben schnell gemerkt, dass uns schnell die Steine ausgingen, wenn wir die Anhöhe hoch genug für einen großen Innenhof machen wollten. Dann hätten wir die Türme niedriger machen oder die Rückwand entfernen müssen, um das auszugleichen. Also haben wir uns für eine deutlich kompaktere, gut geschützte Festung entschieden, statt sie sehr groß und offen zu bauen.

    Aber natürlich kann man das Set aufklappen und zwei zusammenbauen. Dann bekommt man einen großen Innenhof. Das ist ein bisschen Arbeit und man muss sich überlegen, was man alles hinein baut – zum Beispiel eine Rampe nach unten oder man hebt den Innenboden an. Ich bin schon gespannt, was sich die Leute einfallen lassen werden!

    Milan: Man kann sogar drei kombinieren!

    Mike: Ich finde nicht, dass man sich hier auf eine bestimmte Anzahl festlegen muss. Ich denke, man sollte sich einfach so viele holen, wie man Platz hat! Es gibt viele universell einsetzbare Teile, mit denen man ganz einfach weitere Teile der Burg mit unterschiedlichen Funktionen, aber im selben optischen Stil bauen kann. Man könnte auch eine Verteidigungsgarnison aufbauen. Mit einem Set bekommt man schon eine ganze Menge Löwenritter, aber davon kann man ja eigentlich nie genug haben.

    Was gefällt dir an dem Set am besten?

    Milan: Wenn ich mich für eins entscheiden müsste, wäre es die Zugbrücke über den Wassergraben. Das ist eine brandneue Version der klassischen LEGO Zugbrücke. Ich weiß noch, wie ich als Kind versucht habe, so was zu bauen, aber nicht genug graue Steine hatte.

    Mike: Wir mussten ganz schön tüfteln, damit die Zugbrücke so funktioniert, wie sie soll! Sie ist von echten Zugbrücken inspiriert, und es ist wirklich ein cooles Gefühl, dass wir diese Funktion im fertigen Modell umsetzen konnten. Das ist ein richtig authentisches Burgdetail, das es bisher noch in keiner LEGO Burg gab.

    Milan: Es ist zwar nur ein kleines Detail, aber es ist erwähnenswert, dass sich an den Seiten der Burg ein paar LEGO Technic Stecklöcher befinden, mit denen man sie an die modularen Burg-Sets aus den 1980er Jahren anbauen kann. Wir machen zwar keine große Sache daraus, aber vielleicht haben einige von euch ja Lust, ihre alten Sets damit zu ergänzen.

    Wird es ein altbekanntes Burgenbau-Erlebnis oder eher etwas Moderneres?

    Milan: Ein Großteil der Struktur basiert auf Elementen, die in den 1980er Jahren verfügbar waren, sodass man sich beim Bauen wirklich in diese Zeit zurückversetzt fühlt. Aber es gibt auch einige kleine Details, die erst mit heutigen Mitteln möglich sind. Auf den Zinnen zum Beispiel sind die Spitzen aus Elementen gebaut, die für LEGO DOTS Bilderrahmen genutzt wurden. Wir haben sie für einen etwas anderen optischen Effekt wiederverwendet.

    Gibt es neue Elemente, die speziell für dieses Set entwickelt wurden?

    Mike: Es gibt ein neues Halbbogenstück, das wir entwickelt haben und ungefähr 30 Mal im Modell verwenden. Vielleicht merkst du nicht einmal, dass es neu ist, weil es so normal aussieht, wie ein klassisches LEGO Teil, und es passt zu allem anderen. Es ist drei Steine hoch und eigentlich eine kleinere Version des 4-teiligen Halbbogens. Es ermöglicht, schmalere Türen zu bauen, und gibt vielen Teilen des Schlosses eine sehr schöne Optik, aber es ist auch aus struktureller Sicht unglaublich nützlich. Es ist ein tolles Teil, das uns bei diesem Modell viel Spaß gemacht hat.

    Ein Raum des Sets enthält eine Miniaturversion der klassischen Gelben Burg (375) aus dem Jahr 1978. Gibt es noch weitere persönliche Easter Eggs, die du uns verraten möchtest?

    Mike: Wir verraten keine persönlichen Easter Eggs! Das würde dem Ganzen den Witz nehmen. Man muss sie selbst entdecken. Dafür muss man sich auch ein bisschen anstrengen!

    Milan: Ja, wir wollen nicht alles verraten. Aber ich kann soviel sagen, dass es in der ganzen Burg Schilde gibt, die auf alte LEGO Burg-Gruppierungen verweisen. Ein paar davon sind Gruppen, für die wir nie Schilde gemacht haben. Für einige Fans wird das also super spannend sein – endlich einen Schild zu bekommen, auf den sie vielleicht schon 30 Jahre gewartet haben!

    Wer hatte die Idee zum braunen „Frosch“ unter dem Badezimmerfenster der Burg?

    Mike: Ein brauner Frosch? Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Frosch ist ... Ich bin mir gar nicht sicher, was das ist, ehrlich gesagt.

    Milan: Niemand will dafür verantwortlich sein.